Zukunft denken – Kooperation, Digitalisierung und Herausforderungen meistern

Das Projekt PulsNETZ ist gestartet und hat mit den Pilotkirchgemeinden begonnen, zentrale systemrelevante Grundlagen zu erarbeiten. In einem ersten Schritt wird ein einheitliches Ordnungssystem entwickelt, das als Basis für die weitere Zusammenarbeit dient.

Aktuell werden im Rahmen des Projekts vier zentrale Verwaltungsprozesse geplant:

  • Kirchgemeindeversammlung
  • Sitzung des Kirchgemeinderats
  • Personal-Eintritt
  • Personal-Austritt

Diese Prozesse stehen den Kirchgemeinden zur Verfügung und sollen eine standardisierte, aber dennoch flexible Grundlage bieten, die an die jeweiligen Bedürfnisse vor Ort angepasst werden können. Die entwickelten Abläufe werden in der Pilotphase umgesetzt und in der Praxis getestet.

PulsNETZ versteht sich als dynamischer und vernetzter Kern der Kirchgemeinden im Kanton Bern. Ziel ist es, eine innovative Plattform zu schaffen, die sowohl die Autonomie der einzelnen Kirchgemeinden stärkt, als auch die Zusammenarbeit untereinander gezielt fördert.

Dabei stehen verschiedene grundsätzliche Fragen offen:

Offene Grundlagen für eine nachhaltige Verwaltungsentwicklung

Die erarbeiteten Grundlagen werden als Open Source unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht. Viele dieser Inhalte sind nicht nur innerhalb von GEVER-Systemen einsetzbar, sondern auch darüber hinaus vielfältig nutzbar – unabhängig vom konkreten System.

Im Projekt PulsNETZ verfolgen wir das Ziel, dass nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden muss. Stattdessen wollen wir auf bestehendem Wissen aufbauen, dieses gemeinsam weiterentwickeln und allen Beteiligten zur Verfügung stellen.

PulsNETZ soll als dynamischer und vernetzter Kern der Kirchgemeinden im Kanton Bern wirken. Die Plattform zielt darauf ab, sowohl die Autonomie der Kirchgemeinden zu stärken, als auch die Kooperation untereinander zu fördern.

Damit die erarbeiteten Grundlagen langfristig tragfähig bleiben und kontinuierlich weiterentwickelt werden können, braucht es eine stabile Trägerschaft. Diese sollte sich aus Fachpersonen der Verwaltung zusammensetzen und die Pflege des Ordnungssystems, die Weiterentwicklung der Prozesse sowie die Integration neuer Anforderungen sicherstellen.

Dazu ist die Bildung einer Arbeitsgruppe erforderlich, welche diesen kontinuierlichen Entwicklungsprozess aktiv begleitet und vorantreibt.

Warum sich eine langfristige Perspektive lohnt

Die zusätzliche Motivation, das Projekt PulsNETZ langfristig tragfähig zu gestalten, ergibt sich aus einem einfachen, aber eindrücklichen Vergleich: Wer nur für den Moment plant, riskiert, dass wertvolle Ressourcen am Ende ungenutzt bleiben. Ein gutes Beispiel dafür liefert die Geschichte olympischer Spiele.

In der Vergangenheit wurden manche Olympiaden kurzfristig organisiert – mit Anlagen, die einzig für das sportliche Grossereignis errichtet wurden. Nach dem Ende der Spiele fehlte es oft an einer nachhaltigen Nutzung oder tragfähigen Nachfolgekonzepten. Zurück blieben teure „Bauruinen“ ohne Anschlussfunktion und langfristigen Nutzen.

Ein positives Gegenbeispiel ist die Olympiade in München 1972. Dort wurde von Beginn an auf eine langfristige Planung und eine stabile Trägerschaft gesetzt. Die olympischen Anlagen wurden bewusst in das städtische Leben integriert. Noch heute – über fünfzig Jahre später – dienen sie als beliebtes Freizeit- und Naherholungsgebiet für die Bevölkerung.

Diese Haltung dient auch dem Projekt PulsNETZ als Vorbild.

Es geht darum, über den Tellerrand hinauszuschauen: Die Betriebs- und Weiterentwicklungsphase eines Projekts ist genauso entscheidend, wie die eigentliche Aufbau- und Konzeptionsphase. Nur wenn beides zusammengedacht wird, kann ein Projekt langfristig Wirkung entfalten und als lebendiges System funktionieren.

Aus diesem Grund setzt sich das Projekt PulsNETZ gezielt dafür ein, bereits in der Startphase die Voraussetzungen für einen langfristigen Betrieb und eine kontinuierliche Entwicklung zu schaffen. Eine verantwortungsvolle Trägerschaft, die über das Projektende hinaus agiert, ist dabei essenziell. Sie sorgt dafür, dass die erarbeiteten Grundlagen weiter gepflegt, angepasst und weiterentwickelt werden – im Sinne aller Kirchgemeinden im Kanton Bern.

Technische Umsetzung und GEVER-Integration

Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Projekts PulsNETZ lohnt es sich, bereits heute zu überlegen, welche Aufgaben und Themen eine künftige Trägerschaft übernehmen kann, um langfristig Wirkung zu erzielen. Hier einige exemplarische Handlungsfelder:

Digitales Langzeitarchiv

Der Nutzen einer Geschäftsverwaltung zeigt sich nicht nur im täglichen Arbeiten, sondern besonders im langfristigen Umgang mit Informationen und Dokumenten. Insbesondere beim Abschluss oder der Archivierung von Dossiers braucht es klare Konzepte zur Langzeitaufbewahrung.

Auch wenn dies nicht zum unmittelbaren Auftrag von PulsNETZ gehört, ist es dennoch wichtig, bereits jetzt die entsprechenden Grundlagen zu schaffen – etwa durch die Entwicklung von Standards, die gezielte Zusammenarbeit mit kantonalen oder kirchlichen Fachstellen sowie den Aufbau geeigneter organisatorischer Strukturen für eine spätere Umsetzung.

Künstliche Intelligenz (KI) in der Verwaltung

Die Digitalisierung endet nicht mit der Einführung von GEVER – sie beginnt erst richtig.

Während Datenschutzfragen noch geklärt werden, stehen bereits neue Themen im Raum: etwa der Einsatz von KI in der kirchlichen Verwaltung.

Welche Daten dürfen automatisiert verarbeitet werden? Wie können künstliche Intelligenz und ethische Verantwortung miteinander in Einklang gebracht werden? Wie schützt man sich vor Missbrauch – etwa durch Deep Fakes oder nicht autorisierte Analysen von sensiblen Daten?

Hier braucht es klare Richtlinien, fundierte ethische Überlegungen und technische Expertise, damit Chancen genutzt und Risiken minimiert werden können. Eine aktive Trägerschaft kann hier den Rahmen setzen und den kirchlichen Kontext in die Debatte einbringen.

Fachlicher Support für GEVER-Integration

Mit der Einführung der GEVER-Lösung durch PulsNETZ werden viele manuelle Tätigkeiten digitalisiert und effizienter gestaltet.

Datenschutzanforderungen, Geheimhaltungsstufen und Dossierklassifikationen lassen sich direkt im Ordnungssystem abbilden. Auch Dokumentvorlagen können mit Metadaten angereichert werden, um die Einheitlichkeit und Nachvollziehbarkeit von Verwaltungsabläufen zu stärken.

Für eine praxisnahe und rechtssichere Umsetzung braucht es den fortlaufenden Input von Fachpersonen, die sowohl die technischen, als auch die kirchlichen Rahmenbedingungen verstehen. Eine koordinierende Trägerschaft kann diesen Wissenstransfer strukturieren und für alle Kirchgemeinden nutzbar machen.

Zusammenarbeit stärken – ohne die Identität zu verlieren

Bereits in der kurzen Zeit, seit dem Start von PulsNETZ, wurde der Gedanke der Zusammenarbeit von den teilnehmenden Kirchgemeinden positiv aufgenommen. Erste Kooperationsformen und der informelle Austausch zwischen den Gemeinden zeigen, dass ein echtes Interesse an vernetztem Arbeiten vorhanden ist.

Im Kanton Bern wird das Thema Fusion von Kirchgemeinden mit Zurückhaltung betrachtet – oftmals begleitet von der Sorge um den Erhalt der lokalen Identität. PulsNETZ konzentriert sich auf die Einführung einer mandatsbasierten Geschäftsverwaltung und schafft dafür die nötigen Standards, Werkzeuge und Prozesse, um eine zeitgemässe, digitale Verwaltungsführung in den Kirchgemeinden zu ermöglichen. Dabei steht die Stärkung der Eigenständigkeit jeder einzelnen Kirchgemeinde ebenso im Mittelpunkt, wie die Förderung effizienter und professioneller Arbeitsstrukturen.

Gerade in Bereichen wie Stellvertretungslösungen, gemeinsamer Aufgabenwahrnehmung oder der funktionalen Arbeitsteilung zeigt sich: Für nachhaltige Kooperationen braucht es klare, rechtlich abgestützte Grundlagen. Eine künftige Trägerschaft könnte hier entscheidende Unterstützung leisten – etwa durch die Bereitstellung von Reglementen, Vorlagen und begleitender Beratung, die Gemeinden in ihrer individuellen Entwicklung fördern, ohne zentrale Strukturen vorzugeben.

Im weiteren Kontext wird die Bedeutung der digitalen Transformation noch deutlicher: Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen und PwC Schweiz prognostiziert bis 2030 einen massiven Fachkräftemangel im öffentlichen Sektor. Kirchgemeinden, die auf eine moderne Geschäftsverwaltung setzen, schaffen nicht nur gesetzeskonforme Lösungen – sie steigern ihre Effizienz, entlasten ihre Mitarbeitenden und machen Verwaltungsstellen für neue Generationen attraktiver.

Eine kompakte Zusammenfassung der Studie und ihrer Relevanz für Kirchgemeinden ist hier abrufbar.

Auf dem Weg zu einer tragfähigen Zukunftsstruktur

Das Projekt PulsNETZ wird sich weiterhin auf die Einführung und Umsetzung einer mandatsbasierten GEVER-Lösung konzentrieren. Dabei stehen die Entwicklung praxisnaher Werkzeuge, standardisierter Prozesse und die organisatorische Begleitung der Kirchgemeinden im Vordergrund. Auch wenn viele der im Verlauf dieses Dokuments genannten Themen nicht zum unmittelbaren Projektauftrag gehören, sind sie entscheidend für den langfristigen Erfolg und die nachhaltige Wirkung der digitalen Transformation in den Kirchgemeinden.

Um diesen längerfristigen Anforderungen gerecht zu werden, ist es wichtig, eine geeignete Trägerschaft zu identifizieren, die über die Projektdauer hinaus Verantwortung übernimmt und den weiteren Ausbau und die Pflege der entwickelten Grundlagen koordiniert.

In diesem Zusammenhang hat das Projekt PulsNETZ intensive Gespräche mit dem Kirchgemeindeverband des Kantons Bern geführt – dieser fungiert als offizielle Trägerorganisation des Projekts. Darüber hinaus fand ein konstruktiver Austausch mit dem Vorstand des Berner Kirchgemeindekaders (BKGK) statt. Ziel dieser Gespräche war es, den gemeinsamen Langfristgedanken zu vertiefen und mögliche Zukunftsmodelle für eine stabile Trägerschaft zu diskutieren.

Am 24. April 2025 wurden die entsprechenden Ideen und Grundüberlegungen im Rahmen der Vereinsversammlung und des ERFA-Treffens den teilnehmenden Kirchgemeinden präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Es ist wichtig zu betonen, dass die konkrete Ausgestaltung einer möglichen Trägerschaft in der Verantwortung des BKGK oder einer dafür geeigneten Organisation bzw. Zusammenarbeit liegt.

Für eine weiterführende Unterstützung sowie mögliche Partnerschaften mit anderen Akteuren sind künftig vertiefte Gespräche notwendig. Ziel ist es, eine tragfähige und breit abgestützte Struktur zu schaffen, die den Aufbau von PulsNETZ über die Projektlaufzeit hinaus sichert und langfristig weiterträgt.

Fazit: Verantwortung gemeinsam weitertragen

Das Projekt PulsNETZ hat in kurzer Zeit wichtige Grundlagen für eine moderne, digitale und mandatsbasierte Geschäftsverwaltung in den Kirchgemeinden des Kantons Bern gelegt. Mit der Entwicklung eines Ordnungssystems, zentraler Prozesse und offener Standards wurde der erste entscheidende Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Verwaltung getan.

Die Erfahrungen aus der Pilotphase zeigen: Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist vorhanden – und der Mehrwert gemeinsamer Lösungen wird erkannt. Damit diese Dynamik langfristig erhalten bleibt, braucht es eine dauerhafte Trägerschaft, die den aufgebauten Rahmen nicht nur verwaltet, sondern aktiv weiterentwickelt.

Denn der Blick in die Zukunft – etwa im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel, die fortschreitende Digitalisierung oder den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz – zeigt: Die Herausforderungen nehmen zu. Umso wichtiger ist es, heute tragfähige Strukturen zu schaffen, die die Kirchgemeinden auch morgen wirkungsvoll unterstützen.

PulsNETZ kann und soll der Ausgangspunkt für genau diese Entwicklung sein: Ein dynamisches, lernendes System, das sich an den realen Bedürfnissen der Kirchgemeinden orientiert – und gleichzeitig offen bleibt für Kooperation, Weiterentwicklung und Innovation. Jetzt gilt es, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und die nächsten Schritte in eine vernetzte, effiziente und zukunftsfähige kirchliche Verwaltung zu gestalten.